Biologe zeigt Dong wegen arglistiger Täuschung an
Biologe zeigt Dong wegen arglistiger Täuschung an
Die Kraftwerksgegner machen weiter Front gegen den dänischen Investor. Ein Ex-Dozent der Uni Greifswald hat Anzeige erstattet.
Greifswald/Rostock (OZ) Schwere Vorwürfe gegen Peter Gedbjerg, Deutschland-Chef des dänischen Strom-Konzerns Dong Energy: Der Biologe und frühere Greifswalder Uni-Dozent Günther Vater beschuldigt Gedbjerg mit Blick auf den Bau des Steinkohlekraftwerks Lubmin des unlauteren Wettbewerbs, der Sittenwidrigkeit, der arglistigen Täuschung sowie der Irreführung. Ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Rostock bestätigte der OZ den Eingang der Anzeige. Sie sei an die zuständige Staatsanwaltschaft Stralsund zwecks Ermittlungen weitergeleitet worden. Dort werde man prüfen, „ob etwas strafrechtlich Relevantes vorliegt“. Dong will am Greifswalder Bodden bis 2012 einen Kohlemeiler mit 1600 Megawatt Jahresleistung errichten. Kosten: rund zwei Milliarden Euro. Das Projekt ist im Land äußerst umstritten.
Vater, der bereits im vergangenen August mit einem Gutachten über mögliche Umweltfolgen des Kraftwerks für Aufsehen sorgte, stützt sich bei seinen Anschuldigungen auf eine Informationsbroschüre der Dong Energy Kraftwerke Greifswald GmbH vom 8. Februar 2008. Laut Vater behauptet dort Gedbjerg unter anderem, in Lubmin würden modernste Verfahren wie die Verflüssigung von Kohlendioxid (CCS) zur Anwendung kommen. Diese Behauptung sei „wissenschaftlich falsch“. Begründung: Die Endlagerung von CO2 sei nach wie vor ungelöst. Experten rechneten nicht vor 2020 mit der Anwendungsreife der CCS-Technik. Dies wisse auch der Beschuldigte, so Vater.
Außerdem wirft der Biologe dem Projektleiter des Investors vor, in der Broschüre vorsätzlich falsche und verharmlosende Angaben zu den Auswirkungen des Kraftwerks auf den Peenestrom, die gesundheitlichen Risiken sowie die Temperaturerhöhung des Greifswalder Boddens zu machen. Vater untermauert seine Behauptungen mit zahlreichen wissenschaftlichen Studien und Publikationen. Sein Fazit: Gedbjerg versuche, „sich unter Missbrauch des Grundsatzes von Treu und Glauben Niederlassungs- und Vermögensvorteile zu verschaffen“, die „der deutschen Öffentlichkeit schweren Schaden zufügen werden“.
Dong Energy weist die Vorwürfe zwar entschieden zurück. Einen weiteren Kommentar wollte das Unternehmen gestern allerdings nicht abgeben.
Die Kraftwerksgegner mobilisieren unterdessen weiter gegen den Bau des Meilers. Die Volksinitiative hat bislang 21 000 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. Der Tourismusverband Rügen unterstützt die Kraftwerksgegner mit 5000 Euro.
JÖRG KÖPKE