Ostsee-Zeitung | Freitag, 30. Januar 2009 | Insel Usedom links
OZ-Landpartie - Heute Teil 1 aus dem Fischerdorf Freest
In dem 700-Seelen-Dorf, einem von fünf Ortsteilen Kröslins, ist seit der Wende viel passiert. Straßen wurden gebaut, der Hafen saniert. Jetzt will Bürgermeister Woy die Gemeinde zum Erholungsort machen, um den Tourismus weiter anzukurbeln.
Freest Sein Amtszimmer schmücken drei Freester Fischerteppiche: Einer zeigt sein Familienwappen. Wolfgang Woy hat ihn extra anfertigen lassen. Die Arbeit symbolisiert, wie sehr sich der ehemalige Berliner in seiner neuen Heimat zu Hause fühlt. Seit 1994 ist Woy Gemeindeoberhaupt von Kröslin und damit auch Bürgermeister des wohl bekanntesten Ortsteils, dem Fischerdorf Freest. Seit seiner „Regentschaft" ist viel passiert, der 75-Jährige genießt hier deshalb hohe Akzeptanz. Es gilt als nahezu sicher, dass er am 7. Juni für weitere fünf Jahre wiedergewählt wird.
Unter Woy wurde fast der gesamte Dorfkern für insgesamt rund acht Millionen Euro saniert, auch wenn ein Vorzeigeobjekt wie die Heimatstube Freest noch auf ihre Modernisierung wartet. Wichtigstes Projekt der vergangenen Jahre war der Ausbau und die Renovierung des Hafens, denn die Fischerei ist neben dem sanften Tourismus die wichtigste Branche des Ortes. Für damals 14 Millionen Mark bekamen die Fischer moderne Hütten, das gesamte Hafenumfeld wurde aufgemöbelt, eine neue Spuntwand gebaut, das Hafenbecken vertieft.
Auch wenn die 34 Fischer derzeit Probleme wegen gesenkter Fangquoten haben (siehe Bericht unten) - auf dem Arbeitsmarkt steht Freest als ein Pfeiler der Gemeinde Kröslin gut da. Etliche Bewohner arbeiten in der einheimischen Gastronomie, im Tourismus oder auf der Freester Werft, viele pendeln zur Wolgaster Peene-Werft, sind am Energiestandort Lubmin oder an der Uni Greifswald beschäftigt. „Mit einer Arbeitslosenquote von knapp acht Prozent stehen wir im Landkreis super da", betont Woy.
Damit Wohlstand und gutes Klima in seiner Gemeinde erhalten bleiben, hat er ein weiteres Projekt im Blick: „Ich will, dass wir staatlich anerkannter Erholungsort werden, Freest war ja schon früher Seebad", sagt der Bürgermeister. „Mit diesem Titel könnten wir deutlich mehr als die derzeit 5000 Touristen jährlich locken", meint Woy. Die Hürden auf dem Weg seien aber hoch: „Sicher muss bei der Straßen- und Häusersanierung noch einiges passieren und wir brauchen noch mehr Freizeiteinrichtungen, um den Status zu bekommen, aber innerhalb der nächsten drei Jahre will ich es schaffen", kündigt er an.
Seinen Einsatz für ein Kohlekraftwerk in Lubmin sieht Woy da nicht als kontraproduktiv: „Ein starker Energiestandort kommt unserer Gemeinde durch mögliche Zuzüge zu Gute und er wird auch bei vielen Urlaubern für Interesse sorgen", meint der Bürgermeister.
ALEXANDER LOEW