Ostsee-Zeitung l Dienstag, 25. November 2008 | Ostseebäder l 305 Wörter
Sellin: Ganze Insel muss Klage bezahlen

Die Selliner wollen sich an den Kosten der Klage gegen das Steinkohlekraftwerk beteiligen. Aber nur, wenn alle gleich viel zahlen.

Sellin Nur unter Bedingungen will die Gemeinde Sellin sich an den Anwaltskosten gegen eine Genehmigung des Steinkohlekraftwerks Lubmin beteiligen. Die Voraussetzung lautet: „Alle Kommunen der Insel sollen den gleichen Betrag an den Kosten tragen.“ Das beschlossen die Selliner Abgeordneten auf ihrer jüngsten Sitzung.

Damit lehnen sie erneut einen Verteilerschlüssel nach der jeweiligen Tourismuskraft der Gemeinden ab. „Wir wollen erreichen, dass sich mehr Gemeinden als bislang und auch der Kreis stärker finanziell am Kampf gegen das Kraftwerk beteiligen“, erläuterte Bürgermeister Reinhard Liedtke das Vorgehen der Selliner.

Auch der Kurausschussvorsitzende Hans-Joachim Kreß beklagte, dass sich vornehmlich der Südosten der Insel gegen das Dong-Projekt engagiere. „Die befürchteten negativen Wirkungen auf den Tourismus betreffen aber schließlich die gesamte Insel Rügen als Urlaubsregion“, unterstrich Kreß in diesem Zusammenhang.

Nach Ansicht von Bürgermeister Liedtke solle sich die Kraftwerk-Kritik auf zwei Aspekte konzentrieren. Zum einen sei das die Gefährdung des Kurort-Status wegen erhöhter Schadstoffe in der Luft. Zum anderen die erwartete Zunahme von Algenschwemmen, weil die Ostsee durch das Kühlwasser zusätzlich erwärmt werde. Diese beiden Folgen seien Horror-Szenario genug für eine Urlaubsregion, sagte Reinhard Liedtke.

Stellvertretend für die Kommunen im Amt Mönchgut-Granitz soll die Gemeinde Thiessow gegen eine Genehmigung des Kohlekraftwerks klagen. Sie wird dabei vom Berliner Verwaltungsrechtler Reiner Geulen vertreten.

Die Selliner Abgeordneten hatten bereits im Frühjahr dieses Jahres abgelehnt, Geld entsprechend der Bettenzahl bereitzustellen. Sie entschieden damals, sich mit höchstens 5000 Euro aus dem Etat der Kurverwaltung an Klagen zu beteiligen.

Die mögliche Genehmigung zum Bau des Großmeilers in Lubmin des dänischen Unternehmens Dong Energy ist in den vergangenen Woche in Greifswald öffentlich erörtert worden. Federführend für das entsprechende Verfahren ist das Staatliche Amt für Umwelt und Natur Stralsund. 

BERNHARD MEHNKE