Thiessow will klagen - „Wir wollen Zukunft auf Rügen“
Ostsee-Zeitung Mittwoch, 14. Mai 2008
13 Kilometer trennen Thiessow auf Rügen von Lubmin. Die Gemeinde will gegen das Kohlekraftwerk auf der anderen Seite des Boddens klagen.
Thiessow (OZ) „Ich möchte nicht die zweite Hälfte meines Lebens unter einer Fahne von Abgasen,Dreck und Ruß zubringen müssen.“ Torsten Jelinski bringt es auf die Palme, wenn er sich vorstellt,wie das geplante Kohlekraftwerk in Lubmin sein Leben verändern könnte. Der 39-Jährige zog vorzwölf Jahren auf die Insel Rügen. Mit seiner Frau Anja führt er die „Mönchguter Fischerklause“ inThiessow. „Wir haben uns gezielt diesen Flecken ausgesucht, die Ecke hier ist ein Traum“, sagen diegebürtigen Brandenburger, die zuvor in Röbel ein Lokal bewirtschafteten. Das Ostseebad amsüdöstlichsten Zipfel der Insel ist ein idyllischer Ort am Rande der Zicker Berge. „Thiessow hatteschon Badegäste, da war Binz noch ein kleines Fischerdorf“, hat der Hobby-Historiker in Erfahrunggebracht. Jelinski schwärmt für die fantastische Kombination von Meer und Land, die den Reiz derHalbinsel Mönchgut ausmacht. Man könne wandern, Rad fahren, reiten. Baden sowieso. „Hierherpasste einfach kein Kohlekraftwerk“, ist Jelinski überzeugt. Deshalb gehörte er zu denErstunterzeichnern der Volksinitiative, die 32 000 Unterschriften gegen den Energieriesen sammelte.13 Kilometer Luftlinie ist die „Fischerklause“ vom Industriestandort am anderen Ufer des GreifswalderBoddens entfernt. Es ist das Gebäude auf Rügen, das den 110 Meter hohen Kohleschloten amnahesten stehen würde. 1200 Kohlefrachter würden jährlich das nicht einmal acht Meter tiefeFahrwasser vor Thiessow passieren, denn das Kraftwerk brauche ständig Nachschub. Kohle, dievorher um den halben Erdball transportiert wurde. Die Schiffe, auf dem Rückweg mit Asche beladen,sollen laut Antragsunterlagen ohne Abdeckung an den Stränden von Binz, Sellin, Göhren und Baabevorbeifahren.