Ostsee-Zeitung l Donnerstag, 22. Januar 2009 | Mecklenburg-Vorpommern l 386 Wörter
Gazprom plant zwei Mega-Erdgasspeicher

Im Nordosten könnten die beiden größten unterirdischen Erdgasspeicher in Deutschland entstehen. Das Fassungsvolumen würde etwa einem Zehntel des gesamten deutschen Erdgasverbrauchs entsprechen.

Lärz (ddp) Der russische Energiekonzern Gazprom will im Nordosten Deutschlands zwei riesige unterirdische Erdgasspeicher erschließen und darin bis zu 15 Milliarden Kubikmeter nordsibirisches Erdgas aus der geplanten Ostseepipeline Nord Stream deponieren. Das Fassungsvermögen würde etwa einem Zehntel des deutschen Jahresbedarfs entsprechen, sagte der zuständige Direktor von Gazprom Germania, Andreas Hickmann, gestern in Ichlim (Landkreis Müritz). Damit würden Gazprom und seine Partner künftig über die beiden größten deutschen Erdgasspeicher verfügen.

Nach der inzwischen weitgehend abgeschlossenen Erkundung der mecklenburgischen Sandsteinformation Hinrichshagen bei Waren soll ab Februar die Eignung eines weiteren Feldes bei Sewekow an der Landesgrenze von Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg untersucht werden. Dazu sollen Probebohrungen in die 1250 Meter tief gelegenen Sandsteinblasen getrieben werden. Anschließend sind auf dem etwa 7 mal 35 Kilometer großen Erkundungsareal seismische Messungen vorgesehen. Bei entsprechender Eignung soll der mehrere Hundert Millionen Euro kostende Speicher bis zur vollständigen Inbetriebnahme der Ostseepipeline 2012 erschlossen und in Betrieb genommen werden. Eine Entscheidung über den Bau des rund 400 Millionen Euros kostenden Speichers Hinrichshagen soll noch in diesem Jahr fallen.

Die zwei Gasdepots werden über zusätzliche Trassen an die geplanten Festlandleitungen NEL (Nordeuropäische Leitung) und die OPAL (Ostsee-Pipeline-Anbindungs-Leitung) angeschlossen. Während Gazprom bei Hinrichshagen von einer geschätzten Speicherkapazität von bis zu fünf Milliarden Kubikmeter ausgeht, erwarten die Experten für Schweinrich ein Fassungsvolumen von bis zu zehn Milliarden Kubikmeter.

Mit der Inbetriebnahme der Speicher könnten künftig Versorgungsengpässe zum Beispiel im Winter ausgeglichen und bei Bedarf zusätzliches Gas in die nach West- und Südeuropa führenden Trassen gepumpt werden, sagte Hieckmann. Sicherheitsprobleme bei der Errichtung und während des Betriebs der Läger schloss er aus. Auch von dem bei Wittstock geplanten umstrittenen Truppenübungsplatz der Luftwaffe würden keine Gefahren ausgehen. Vorsorglich sollen jedoch alle Bohrungen zusätzlich abgesichert werden. Während sich das künftige Depot Hinrichshagen in Mecklenburg-Vorpommern befindet, wird sich das Feld Schweinrich zu zwei Dritteln auf das Land Brandenburg erstrecken. Das Genehmigungsverfahren soll daher weitgehend vom Bergamt Brandenburg geführt werden.

Der jährliche Gasverbrauch in Deutschland liegt gegenwärtig bei etwa 110 Milliarden Kubikmetern. Während Verbraucher und Industrie im Sommer meist nicht in der Lage sind, das aus Russland fließende Gas kontinuierlich abzunehmen, steigt der Bedarf in strengen Wintern bis auf das 25-Fache. Derzeit werden 37 Prozent des deutschen Gasbedarfs durch russische Importe gedeckt. Weitere 26 Prozent der Lieferungen kommen aus Norwegen sowie 18 Prozent aus den Niederlanden. Schätzungen zufolge wächst der deutsche Erdgasbedarf in den nächsten 10 bis 15 Jahren um etwa 30 Prozent.