Abscheidung kostet richtig viel Kohle
Das bislang größte Pilotprojekt für die CO2-Abscheidung bei einem Kohlekraftwerk zeigt eine hoffnungslose Energiebilanz: Wenn man die Emissionen einigermaßen klimaneutral bekommen will, muss man 50 Prozent mehr Steinkohle verfeuern (weitere techn. Hintergründe dazu).
Aus der taz vom 24.11.2008. VON REINHARD WOLFF:
Der Entwicklungschef des dänischen Energiekonzerns Dong Energy Power gibt es unumwunden zu: Die Abscheidung von Kohlendioxid (CO2) aus einem Steinkohlekraftwerk rechnet sich nicht. "Der Energieverbrauch ist ganz einfach viel zu groß", sagt Rudolph Blum. Das bestätigen die gerade abgeschlossenen Auswertungen des weltweit größten praktischen CO2-Abscheideversuch im dänischen Esbjerg. Ergebnis: Um eine Tonne CO2 aus den Rauchgasen herauszutrennen, wurden 3,7 Gigajoule Energie verbraucht. Das heißt im Klartext: Ein Drittel des Effekts, den das Werk hat, würde allein von dieser Abscheidetechnik geschluckt.
Zu dem von der EU mitfinanzierten Pilotversuch "Castor" hatte man sich mit dem Kraftwerk Esbjerg-Værket an der dänischen Nordseeküste gleich gegenüber der Ferieninsel Fanø eines der weltweit effektivsten Steinkohlekraftwerke mit einem Wirkungsgrad von rund 45 Prozent ausgesucht. Mit der Abscheidetechnik fiel dieser nun auf etwa 30 Prozent. Um die gleiche Stromproduktion wie ohne zu erreichen, müssten also bis zu 50 Prozent mehr Kohle eingesetzt werden. Bei anderen Kohlekraftwerken mit dem in Europa bislang erreichten durchschnittlichen Wirkungsgrad von 38 Prozent würde sich die Bilanz sogar auf einen rund 70 Prozent höheren Kohleeinsatz verschlechtern.