Projekt wäre ein Super-Gau
Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 30. November 1999 um 01:00 Uhr Geschrieben von: Ilona Hartmann Donnerstag, den 20. November 2008 um 20:21 Uhr
Ostsee-Zeitung l  Donnerstag, 20. November 2008 | Hansestadt Greifswald
Projekt wäre ein Super-Gau
Arndt Müller, Naturschutzreferent beim BUND MV, beschäftigt sich seit Ende 2006 mit dem
geplanten Steinkohlekraftwerk und vertritt den Verband in den öffentlichen Anhörungen.
OZ: Herr Müller, was spricht aus Ihrer Sicht gegen das Kraftwerk?
Müller: Alles, es wäre ein Super-Gau, ökologisch und ökonomisch nicht zu verantworten.
OZ: Inwiefern?
Müller: Unter allen derzeit in Deutschland geplanten rund 30 Kraftwerken mit fossilen Brennstoffen
greift das Projekt am massivsten in die Natur ein. Gerade in Vorpommern leben aber viele vom
Tourismus. Erwärmtes Kühlwasser, Quecksilber- und Stickstoffeinleitungen würden die
Wasserqualität im Bodden und damit die Gesundheit von Menschen gefährden. Die Behörden
haben die Pflicht, sie davor zu schützen.
OZ: Das Sozialministerium hat kurz vor Beginn des Erörterungsverfahrens darauf hingewiesen,
dass die Temperaturerhöhung zu einer Vermehrung des Bakteriums Vibrio vulnificus führen könnte,
das bei Badenden schwere Erkrankungen zur Folge haben kann.
Müller: Diese Warnung basiert auf einem gründlichen Untersuchungsprogramm der
Gesundheitsbehörden. Im Übrigen ist sie nicht so plötzlich aufgetaucht, wie es die
Kraftwerksbefürworter behaupten. Schon Mitte 2007 hat das Ministerium auf gesundheitliche
Gefahren durch das Steinkohlekraftwerk hingewiesen.
OZ: Häufig wird argumentiert, dass das Kernkraftwerk dem Bodden ja auch nicht geschadet habe.
Müller: Das Argument lasse ich nicht gelten. Es gab schon zu DDR-Zeiten wissenschaftliche
Arbeiten, die negative Auswirkungen des KKW auf den Bodden belegten. Und man kann davon
ausgehen, dass die DDR grundsätzlich kein Interesse daran hatte, die Erforschung ökologischer
Probleme ihrer Energiewirtschaft zu intensivieren.
OZ: Was sagen sie zu dem Widerstand gegen das Kraftwerk?
Müller: Ich denke, da kommen mehrere Dinge zusammen. Tourismus ist einer der wenigen
Wirtschaftszweige, der hier funktioniert und die Leute sind zu Recht stolz darauf. Wir bekommen
wöchentlich Anrufe von Urlaubern aus dem Ruhrgebiet oder Berlin, die ihren Sommerurlaub auf
Rügen oder Usedom verbringen und uns ermutigen, weiterzukämpfen. Außerdem erlebe ich, dass
sich die Menschen hier Gedanken über den Klimawandel machen. Ein 1600 Megawatt
Kohlekraftwerk, für das Kohle aus Übersee angelandet wird, ist Wahnsinn.
OZ: Wo sehen Sie die Alternativen?
Müller: Ganz klar im Bereich der erneuerbaren Energien. M-V könnte bis 2020 seine komplette
Stromversorgung und 25 Prozent der Wärme- und Treibstoffbedarfe aus umweltfreundlicher
Energieerzeugung sicherstellen. Auch erneuerbaren Energien sind ein Wirtschaftsfaktor, wie die
Solon Nord GmbH hier in Greifswald zeigt.
Interviews: A. LÜBBERT
Projekt wäre ein Super-Gau
Arndt Müller, Naturschutzreferent beim BUND MV, beschäftigt sich seit Ende 2006 mit dem
geplanten Steinkohlekraftwerk und vertritt den Verband in den öffentlichen Anhörungen.
OZ: Herr Müller, was spricht aus Ihrer Sicht gegen das Kraftwerk?
Müller: Alles, es wäre ein Super-Gau, ökologisch und ökonomisch nicht zu verantworten.
OZ: Inwiefern?
Müller: Unter allen derzeit in Deutschland geplanten rund 30 Kraftwerken mit fossilen Brennstoffen
greift das Projekt am massivsten in die Natur ein. Gerade in Vorpommern leben aber viele vom
Tourismus. Erwärmtes Kühlwasser, Quecksilber- und Stickstoffeinleitungen würden die
Wasserqualität im Bodden und damit die Gesundheit von Menschen gefährden. Die Behörden
haben die Pflicht, sie davor zu schützen.
OZ: Das Sozialministerium hat kurz vor Beginn des Erörterungsverfahrens darauf hingewiesen,
dass die Temperaturerhöhung zu einer Vermehrung des Bakteriums Vibrio vulnificus führen könnte,
das bei Badenden schwere Erkrankungen zur Folge haben kann.
Müller: Diese Warnung basiert auf einem gründlichen Untersuchungsprogramm der
Gesundheitsbehörden. Im Übrigen ist sie nicht so plötzlich aufgetaucht, wie es die
Kraftwerksbefürworter behaupten. Schon Mitte 2007 hat das Ministerium auf gesundheitliche
Gefahren durch das Steinkohlekraftwerk hingewiesen.
OZ: Häufig wird argumentiert, dass das Kernkraftwerk dem Bodden ja auch nicht geschadet habe.
Müller: Das Argument lasse ich nicht gelten. Es gab schon zu DDR-Zeiten wissenschaftliche
Arbeiten, die negative Auswirkungen des KKW auf den Bodden belegten. Und man kann davon
ausgehen, dass die DDR grundsätzlich kein Interesse daran hatte, die Erforschung ökologischer
Probleme ihrer Energiewirtschaft zu intensivieren.
OZ: Was sagen sie zu dem Widerstand gegen das Kraftwerk?
Müller: Ich denke, da kommen mehrere Dinge zusammen. Tourismus ist einer der wenigen
Wirtschaftszweige, der hier funktioniert und die Leute sind zu Recht stolz darauf. Wir bekommen
wöchentlich Anrufe von Urlaubern aus dem Ruhrgebiet oder Berlin, die ihren Sommerurlaub auf
Rügen oder Usedom verbringen und uns ermutigen, weiterzukämpfen. Außerdem erlebe ich, dass
sich die Menschen hier Gedanken über den Klimawandel machen. Ein 1600 Megawatt
Kohlekraftwerk, für das Kohle aus Übersee angelandet wird, ist Wahnsinn.
OZ: Wo sehen Sie die Alternativen?
Müller: Ganz klar im Bereich der erneuerbaren Energien. M-V könnte bis 2020 seine komplette
Stromversorgung und 25 Prozent der Wärme- und Treibstoffbedarfe aus umweltfreundlicher
Energieerzeugung sicherstellen. Auch erneuerbaren Energien sind ein Wirtschaftsfaktor, wie die
Solon Nord GmbH hier in Greifswald zeigt.
Interviews: A. LÜBBERT